Buchcover Heiliger Schein!

Leseprobe aus "Heiliger Schein!" (2009)

"Looking Good, Being Bad – The Subtle Art of Churchmanship."

"Die Kunst, sich keinen Urlaub zu gönnen"

Leseprobe aus den Seiten 245-247

Gilberts Vorstellung von einem guten Urlaub hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht im geringsten geändert. Wie er selbst es ausdrückt: "Setzt mich unter einen Sonnenschirm am Pool in einem sonnigen Land, mit einem großen Gin Tonic in der einen Hand und einer dicken Anthologie Detektivgeschichten über Verbrechen die in geschlossenen Räumen stattfinden, in der anderen, und ich bin schon zufrieden. Wenn mich dann noch jeden Abend ein Vier-Gänge-Menü und ein voll klimatisiertes Zimmer in einem Fünf-Sternehotel erwarten, bleiben für den kleinen Gilbert vierzehn Tage lang keine Wünsche mehr offen."

Wenn er in seinen ersten paar Jahren in Streatham von Mitgliedern seiner Gemeinde gefragt wurde, wohin er denn währed der Urlaubszeit so geheimnisvoll verschwunden sie, schien Gilbert sich anfangs schüchtern um eine Antwort herumdrücken zu wollen. Auf hartnäckiges Nachfragen jedoch (Gilbert Payne konnte andere Leute geschickter und unauffälliger dazu provozieren und manipulieren, "hartnäckig nachzufragen", als jeder andere Gemeindelebenskünstler, dem ich je begegnet bin), antwortete er schließlich stockend:

"Ach weißt du, wenn du es unbedingt wissen willst, da ist so eine Projektsache in der Nähe von Ruislip, wo ich früher gewohnt habe. Da wird Jungs und Mädels, die aus dem einen oder anderen Grund Pech gehabt haben, ein bisschen unter die Arme gegriffen, weißt du. Ich habe keine Ahnung von Urlaub und so, aber ich weiß, die Mannschaft da unten kann immer jemanden gebrauchtn, der Zeit und Kraft übrig hat und ein bisschen mit zupackt, und da - nun ja..."

An dieser Stelle scharrte Gilbert mit der Schuhspitze rauf auf dem Pflaster herum und starrte in heftiger Verlegenheit in die Ferne, bevor er fortfuhr.

"Ganz ehrlich, was ich in vierzehn Tagen für die Leute da tun kann, ist nichts - gar nichts."

Damit sagte er buchstäblich die Wahrheit. Er tat während seines vierzehntägigen Urlaubs wirklich gar nichts für die Leute da. Es gab tatsächlich eine solche Hilfseinrichtung neben der Heilsarmeestation in der Denham Road nahe dem Bahnhof von Ruislip, und die Summe dessen, was Gilbert zu deren Arbeit jemals beigetragen hatte, war in der Tag genau null. Er war niemals dort gewesen. Beeindruckt von Gilerts aufopferungsvollem Einsatz seiner Freizeit, bestanden einige Gemeindemitglieder darauf, etwas für "das Werk" zu spenden. Gilbert lehnte immer erst zweimal ab, bevor er eine Spende entgegennahm, dem Geber mit ernster Miene dankte und ihm versprach, dass jeder Penny eingesetzt werden würde, um Essen, Getränke und nützliche Literatur zu beschaffen, wo diese Güter am dringendsten gebraucht würden. ER stand zu seinem Wort. Eine ständige Versorgung mit Gin Tonic, Vier-Gänge-Menüs und Kriminalromanen kostet keine Kleinigkeit.


Ein weiteres Highlight ist übrigens die "Hohe Kunst der schwammigen Wörter", die leider mit 7 Seiten (50-56) zu lang für eine Leseprobe ist.




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